„Begegnungen“, so hieß unsere Adaption des Kultursommermottos „Kompass Europa – westwärts“. Der diesjährige Titel der Literarischen Lese war in jeder Hinsicht inspirierend. 

In Zusammenarbeit mit der Stadt Freinsheim als Veranstalterin, der VG als Kooperationspartnerin sowie der Kooperation mit Vereinen, Institutionen und Betrieben gab es wieder eine solide Basis für die Gestaltung eines umfangreichen Programms. Freinsheim war zwischen dem 5. und 21. Mai eine Stadt voller Literatur, das Publikum bunt gemischt, je nach Interesse oder Veranstaltung eher regional bzw. überregional. Wir bedanken uns bei einem fantastischen Publikum und für viele inspirierende Begegnungen.

Die Eröffnung der Literarischen Lese, moderiert von Volker Gallé, dem Sinsheimer-Plakettenträger von 2022, widmete sich dem Motto „Begegnungen“ mit der Präsentation der Siegertexte des im Vorfeld ausgeschriebenen Textwettbewerbs. Alexandre Bytchkov begeisterte das Publikum mit seinem virtuosen Akkordeonspiel.

In der Schreibwerkstatt zum Thema „Begegnungen“ mit Theresia Walser und Safiye Can sind beeindruckende Texte entstanden. Im Rahmen des Literaturfestes wurden diese einem größeren Publikum zugänglich gemacht. Die Gedichtkollagen aus dem Workshop mit Safiye Can waren im Retzerpark zu sehen, ausgewählte Dialoge, die mit Theresia Walser entstanden sind, wurden auf der Literaturbühne präsentiert.

Literatur und bildnerische Medien begegneten sich in drei Veranstaltungen: Die Fotografin Iris Kaczmarczyk ließ sich von den Texten des diesjährigen Wettbewerbs inspirieren und präsentierte die Siegertexte auf motivisch passenden Fotoleinwänden; die Galerie Heimatlichter beteiligte sich mit der Ausstellung „Zauberhaftes Frankreich“. Die VG Freinsheim stellte Werke aus der Kunstsammlung der Stiftung Weiler aus. Gerd Hauser betrachtete bei der Vernissage das Thema „Begegnungen“ mit den Augen von Matisse, Nay, Scheele und weiterer Künstler.

Bei zwei Literarischen Spaziergängen mit Waltraud Amberger durch Freinsheim gab es fiktive und zufällige Begegnungen: Romanfiguren, Autor*innen, Motive, Geschichten, Orte, Poesie und Prosa aus zwei Jahrhunderten.

Bei der Veranstaltung „Geschichten von Freinsheim“ stand im Mittelpunkt die Geschichte der Partnerschaft mit Marcigny. Stadtbürgermeister Matthias Weber und die Weinprinzessin Nathalie Krauß moderierten den Abend. 

Die Lesung mit Root Leeb aus ihrem neu erschienenen Roman „Gespräche auf dem Meeresgrund“ stieß auf großes Interesse. Im Gespräch mit der Moderatorin Prof. Anne K. Gisberts ging die Autorin näher auf die Hintergründe ihrer Parabel ein. 

In seiner szenischen Lesung brachte Jean-Philippe Devise mit Anekdoten und Geschichten das Publikum zum Schmunzeln. Als Moderatorin sprach Renate Rüffer mit ihm über die Motivation, als Franzose in Deutschland zu leben und auf Deutsch zu schreiben. 

Auf dem Weg durch die Wingerte präsentierte Hasan Özdemir bei der Poetischen Weinbergwanderung seinen neuen Gedichtband „Atembruch“. Hans Thill stellte mit Katharina Korbach die diesjährige Stipendiatin des Künstlerhauses Edenkoben vor, die aus ihrem Debütroman »Sperling« las.

Der Von-Busch-Hof war ein passender Rahmen für die Lesung mit Marion Tauschwitz und ihre Hommage an die Lyrikerin Hilde Domin. 2023 jährt sich die Verleihung des Hermann Sinsheimer Preises an Domin zum 30. Mal. Marion Tauschwitz ist nicht nur Biografin, sondern auch Kennerin ihres Werkes und der Entstehung ihrer Gedichte. Und so trug die Lebensgeschichte zum tieferen Verständnis der vorgetragenen Lyrik bei.

Auf viel Resonanz stieß die Literaturverfilmung „Die Eleganz der Madame Michel“ der Regisseurin Mona Achache nach einem Roman von Muriel Barbery, die von Küchenmeister Volker Gilcher kulinarisch eröffnet wurde.

Mit der Premiere einer eigens zum Kultursommer konzipierten Literarischen Collage war Volker Gallé zu Gast. „Im Westen was Neues? Eine Poesie der Politik am Rhein.“ Zitate, Lieder und Geschichten, Texte von Rousseau, Hölderlin und aus dem Vormärz, von Dichtern des elsässisch-lothringischen Zwischenraums, von den rheinischen Ideen der Weimarer Republik und ihrem vergeblichen Pazifismus und vom Aufbruch in ein friedliches Europa nach dem zweiten Weltkrieg.

Den Abschluss der Lesungsreihe gestaltete die abwechselnd in Berlin und Paris lebende Schriftstellerin Cécile Wajsbrot. Ihr Roman „Nevermore“ handelt vom Verrinnen der Zeit und dem Versuch, erinnernd zu bewahren.

Traditionell bildet der Literarische Sonntag mit dem Literaturfest im Retzeranwesen den Abschluss.

In Kooperation mit Laprofth gab es mit Christof Heiner und seinem Stück „Zopp macht Circus“ Kindertheater. An die Resonanz und die Begeisterung der Kinder werden wir uns bei der Ideenfindung fürs nächste Jahr erinnern.

Auf der Literaturbühne im Park sorgte die Musik von Laurent Leroi (Akkordeon) und Michael Herzer (Kontrabass) für die passende Stimmung. Hasan Özdemir las aus seinem neuen Gedichtband, Tanja Mahn-Bertha erzählte Geschichten über besondere Begegnungen und Teilnehmende aus der Schreibwerkstatt traten mit ihren Dialogen auf. Auf dem Gelände gab es Mitmachaktionen für Kinder und Erwachsene. Beteiligt waren die Stadtbücherei Freinsheim, das Haus der Jugend, Kultur Rhein-Neckar (KRN) und der Literarische Verein der Pfalz mit Birgit Heid. Der Verein Miteinander in der VG Freinsheim e.V. und Backhaus e.V. sorgten für die Verköstigung.

Die Literarische Lese 2023 war ein voller Erfolg. 

Allen, die uns dabei finanziell, ideell und durch tatkräftige Hilfe unterstützt haben, ein großes  

DANKESCHÖN!